Wie Erkenntnisse der modernen Hirnforschung zeigen, sind aktive Erfahrungen durch haptische und optische Reize für das Lernen förderlicher als passive Erfahrungsvermittlung. Es gibt viele gute Gründe zum Spielen, denn spielen fördert nicht nur die kognitiven Fähigkeiten, sondern auch die Entwicklung der sogenannten "Soft Skills". Insbesondere das gemeinsame Gesellschaftsspiel bietet sich an, um persönliche Stärken und Sozialkompetenzen zu entwickeln, wie z.B. Durchhaltevermögen, Kommunikationsstärke, Teamfähigkeit oder Einfühlungsvermögen. Auch das Einhalten vorgegebener Regeln ist keine Naturbegabung, sondern Übungssache. Affektkontrolle setzt reichliche Erfahrung voraus, Konfliktstrategien und -alternativen lassen sich spielerisch ausprobieren -und zwar ganz ohne Belehrung oder Leistungsdruck. Selbst Fehler können ohne ernsthafte Konsequenzen gemacht werden, das Verlieren einer Partie motiviert sogar zur Entwicklung von besseren Strategien.
Die Liste der kognitiven Fähigkeiten, die durch die intensive Beschäftigung mit Brett- und Kartenspielen gefördert werden, ist lang: Konzentration, logisches Denken, taktisches Reagieren und strategisches Planen, mathematisches Verständnis, visuell-räumliche Wahrnehmung und Sprachförderung – um nur einige der Wichtigsten zu nennen. Auch Feinmotorik und Hand-Augen-Koordination werden verbessert. Desweiteren bietet das gemeinsame Spielen und Lernen von Angesicht zu Angesicht ein wichtiges Gegengewicht zum immer stärker werdenden Einfluss der Bildschirmmedien Fernsehen, Computer und Smartphone.
Doch Computer und deren Software haben ebenfalls ihre positiven Seiten. Diese liegen in kognitiv-assoziativen und analytisch-koordinatorischen Bereichen unserer Wahrnehmung, weniger in kommunikativen, sozialen Elementen. Wie sich Computerspiele im Detail auf die menschliche Psyche auswirken, ist allerdings bislang noch wenig erforscht. Fest steht jedoch, dass sinnvoll eingesetzte Programme nicht nur pädagogisch wertvoll sind, sondern einen andauernden Lerneffekt auf breiter Basis erzielen können.
Unabhängig vom Anwendungsfall des "spielens" gibt es auch den wissenschaftlichen Ansatz, das Spiel zu beschreiben. Die sogenannte "Spieltheorie" wurde Anfang des 20. Jahrhunderts als zunächst rein mathematische Betrachtungsweise begründet, hat sich inzwischen jedoch auch in den Wirtschaftswissenschaften und sozialwissenschaftlichen Bereichen als wichtiges Analyseinstrument durchgesetzt. Ein Spiel im Sinne der Spieltheorie ist eine Entscheidungssituation mit mehreren Beteiligten, die sich mit ihren Entscheidungen gegenseitig beeinflussen. Für die Forschungsarbeiten zur "begrenzten Rationalität" (1978, Herbert A. Simon; 2002, Daniel Kahnemann) sowie auf dem Gebiet der Mechanismus-Design-Theorie (2007, Leonid Hurwicz, Eric S. Maskin und Roger B. Myerson) wurden bereits mehrere Nobelpreise verliehen.